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Albert Weisgerber (1875 – 1915)
Albert Weisgerber hatte als Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der „Neuen Münchner Sezession“ eine führende Position innerhalb der Münchner Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In München studierte er bei Franz von Stuck, zusammen mit Wassily Kandinsky und Paul Klee. Während seinem einjährigen Aufenthalt in Paris war er mit Künstler im Umkreis von Henri Matisse befreundet. Weisgerbers künstlerisches Schaffen entwickelte sich vom späten Impressionismus und Fauvismus zum Expressionismus. Mit nur 37 Jahren fiel Weisgerber kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs bei Fromelles in Flandern.Der Akt nimmt eine ganz zentrale Stellung in Weisgerbers Schaffen ein, dabei setzt er sich intensiv mit den Venusdarstellungen von Giorgione und Tizian auseinander. Für dieses Werk spielt aber Eduard Manets berühmte „Olympia“ von 1863 eine entscheidende Inspirationsquelle. Weisgerbers Modell, die sogenannt Miss Robinson, setzt sich aber schon durch ihr Alter und ihre Hautfarbe radikal vom Original ab. Das Model wird schonungslos mit Hautfalten, leichtem Bauchansatz, Doppelkinn und kurzen Beinen vorgeführt. Ihre Hautfarbe setzt sich zudem stark von den Blautönen des Lackens und dem blumen-gemusterten Vorhang ab. Wenn ihre Pose zwar an Olympia erinnert, so wird der schockierende, provokative Blick von Manets Modell bei Weisgerber negiert. Miss Robinson wird ruhend, den Kopf zur Seite neigend, mit halb geschlossenen Augen gezeigt.
Corinth, Lovis,1858-1925
Technik: Öl auf LeinwandHannover, Landesmuseum, Foto: Artothek
Im großformatigen Werk „Bacchanale“ von 1896 verarbeitete Lovis Corinth seine Erfahrungen mit dem von ihm verehrten Peter Paul Rubens und emanzipierte sich gleichzeitig von seiner akademischen Ausbildung. Es ist der Höhepunkt seiner Münchner Jahre, bevor er 1901 der Einladung von Max Liebermann zur Berliner Sezession folgte.
Das Thema des Gemäldes bezieht sich auf die Bacchanalien, ein im antiken Rom gefeiertes Fest zu Ehren des Bacchus, dem Gott des Weines und des Rausches. Dabei ist es eine Allegorie im antiken Gewand, ein Sinnbild menschlicher Verhaltensweisen und Begierden – nur vordergründig ist die Szene in den Urzustand der Nacktheit im Gefolge einer Gottheit gerückt, hintergründig ist es als zeitgenössisches Sinnbild der Münchner Schickeria und Künstlerszene, als Zeugnis und Demonstration bürgerlicher Dekadenz zu verstehen. Der Gegenwartsbezug war so offensichtlich, dass die Münchner Secession eine Aufnahme des Bildes in die Jahresausstellung 1897 ablehnte. Erst 1913 wurde das Bild dann erstmals auf der monografischen Berliner Secessions-Ausstellung öffentlich präsentiert.
Das Niedersächsische Landesmuseum Hannover konnte das monumentale Gemälde 2018 erwerben.
Lovis Corinth (1858- 1925)
Öl auf Leinwand© GDKE - Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer)
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Arbeiten des Künstlers Lovis Corinth (1858-1925), der zusammen mit Max Liebermann und Max Slevogt zum sogenannten Triumvirat des deutschen Impressionismus gehörte. In München war Corinth wesentlich durch den Realismus von Wilhelm Leibl und Wilhelm Trübner beeinflusst. In Paris vertiefte er ab 1884 sein Studium der Aktmalerei bei William Bouguereau an der berühmten Académie Julian. Ab 1901 zog er nach Berlin und eröffnete eine „Malschule für Damen“. Ein Stilwandel erfolgte 1911 nach Corinths Schlaganfall: eine neue expressive Kraft entstand durch kürzere Pinselstriche und einer Darstellung aus reinen Farbtropfen. Der Akt nahm in Corinths Schaffen einen großen Raum ein und wurde zu seinem Markenzeichen.
Hans Purrmann (1880 - 1966)
um 1925Öl auf Leinwand
© GDKE - Landesmuseum Mainz,(Ursula Rudischer)
Der Pfälzer Künstler Hans Purrmann studiert genauso wie sein Jugendfreund Albert Weisgerber in München bei Franz von Stuck. Ab 1906 zieht es Purrmann nach Paris, dort lernt er die Fauves kennen. Mit Henri Matisse verbindet ihn eine lebenslange Freundschaft, gemeinsam gründen sie die Privatschule Académie Matisse. Ab 1937 gilt er als „entarteter“ Künstler, seine Werke wurden aus öffentlichen Einrichtungen entfernt und sind heute zu großen Teilen verschollen. Purrmann selbst kann über Italien in die Schweiz auswandern. In Montagnola findet er sein neues Zuhause.
Während seiner Zeit an der Académie Matisse widmet sich Purrmann intensiv der Aktmalerei. Der „Sitzende Akt“ entsteht in Rom um 1925, dabei wird der Akt selbst zu einem reinen Farbexperiment. Die oszillierenden Töne ihres Körpers werden noch durch den blumengemusterten Ohrensessel und den braun-grünlichen Raum untermalt.
Max Slevogt (1868 - 1932)
Öl auf Leinwand© GDKE - Landesmuseum Mainz, (Axel Brachat)
Zusammen mit Max Liebermann und Lovis Corinth, gehört der Pfälzer Maler Max Slevogt zum Dreigestirn des deutschen Impressionismus. Der in München ausgebildete Künstler ist zunächst noch ganz beeinflusst vom Realismus, seine dunkeltonigen Genreszenen .
Ab 1901 siedelt Slevogt genauso wie Corinth nach Berlin über. Um 1900 entstehen seine berühmten „Zoobilder“, die einen Umschwung zu einer bunteren Palette verbinden.
Corinth, Lovis,1858-1925
1911Öl auf Leinwand
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Dauerleihgabe der Stadt Hannover
Das Modell scheint am Ende der Ateliersitzung festgehalten, die gestellte Pose bereits aufgegeben: Die Dargestellte hat den Arm zur Stirn erhoben, als wolle sie sich den Schweiß abwischen, und ist offenbar im Begriff, sich anzuziehen.
Auch die Tür im Hintergrund lässt an einen baldigen Aufbruch denken. Tatsächlich dürfte Corinth diese Szene aber bewusst inszeniert haben – für die vermeintlich spontan eingefangene Haltung des Modells finden sich Vorbilder in der Kunstgeschichte.
Joseph Kutter
Collection du Musée national d’histoire et d’art LuxembourgPhoto : MNHA | Tom Lucas
Während sein Vater und seine beiden Brüder als Fotografen tätig waren, studierte Joseph Kutter an den Kunstgewerbeschulen in Luxemburg, Straßburg und München. In München wurde er nicht nur inspiriert von der Kunst von Wilhelm Leibl und seinem Umkreis, sondern lernte früh die Kunststudentin Rosalie Sedlmayr, seine zukünftige Ehefrau, kennen.
Um 1919 entdeckte Kutter die moderne Malerei und vor allem Paul Cézanne. Das in demselben Jahr entstandene Werk „Liegender Akt“ weist eine drastische Veränderung seiner Palette auf. Die expressiven Farben, das helle Kolorit, der fast geometrischen Aufbau seines Werkes zeugen deutlich vom Einfluss der Malerei Cézannes.
Lovis Corinth (1858- 1925)
um 1893Bleistift
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover,
Dauerleihgabe der Stadt Hannover
Mit offenem Blick begegnet die Aktfigur dem Betrachter. Ihre Haltung erscheint entspannt und ist zugleich darauf ausgerichtet, die Attraktivität des jugendlich-schlanken Körpers zur Geltung zu bringen.
Mit sicherem Strich sind die Konturen der Figur festgehalten, modellierende und verschattende Schraffuren setzt Corinth dagegen nur äußerst sparsam ein.
Lovis Corinth (1858- 1925)
vor 1900Bleistift
Niedersächsisches
Landesmuseum Hannover
Die Modellstudie entstand in Vorbereitung zu Perseus und Andromeda. Die Pose Andromedas ist bereits recht genau festlegt. Mit beiden Händen greift sie nach einem Umhang, den ihr im ausgeführten Werk Perseus um die Schultern legen wird. Ihr modischer Hut steht im Kontrast zur völligen Entblößung des Körpers. Corinths Zeichnung konzentriert sich in diesem Falle vor allem auf den Umriss der Figur, wobei die Dargestellte hier deutlich jugendlicher und schlanker wirkt als im späteren Druck.
Dauerleihgabe der Stadt Hannover
Lovis Corinth (1858- 1925)
1914Lithografie
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Dauerleihgabe der Stadt Hannover
Für Corinth und seine Zeitgenossen wurde der Akt zum gestalterischen Experimentierfeld. Davon zeugen eine Reihe sitzender Frauenakte Corinths, die wie Porträts inszeniert sind: ihre Nacktheit wird jedoch durch Accessoires wie Hut, Schleier oder auch Halskette verdeckt. Die Dargestellten werden durch ihre Gesichtszüge, die Mimik und ausdrucksstarke Posen individuell charakterisiert.