Unter der Regierung des „Bürgerkönigs“ Louis-Philippe, in einer Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs zwischen zwei Revolutionen (1830, 1848) ließ sich der luxemburgische Bankier Jean-Pierre Pescatore in Paris nieder, wo er ab 1839 in einem aufstrebenden Viertel der Bourgeoisie und Künstler seinen Wohn- und Geschäftssitz bezog und nach und nach eine umfangreiche Kunstsammlung aufbaute.

Das Sammeln von Kunstwerken war im 19. Jahrhundert Teil großbürgerlicher Selbstdarstellung. In diesem Sinne erwarb Pescatore 1844 das Schloss La Celle Saint-Cloud im Pariser Umland und kaufte zu dessen Ausstattung anschließend zahlreiche, überwiegend zeitgenössische Gemälde. Neben den Ateliers der Künstler und Versteigerungen von (oftmals adeligen) Privatsammlungen war vor allem der jährlich stattfindende „Salon de Paris“ Treffpunkt der Kunstinteressierten und Gradmesser des anerkannten Kunstgeschmackes.

Die Ausstellung stellt zum einen die Person Jean-Pierre Pescatores als Repräsentanten des Großbürgertums und Kunstsammler in den Mittelpunkt. Zum anderen werden der Kunstmarkt und die französische Malerei des 19. Jahrhunderts thematisiert. Exemplarisch hierfür steht die Gemäldesammlung Pescatores, die in der Ausstellung um aussagekräftige Leihgaben aus internationalen Sammlungen ergänzt wird (u.a. Musée Carnavalet, Petit Palais, Louvre). Anhand zahlreicher Beispiele, darunter Werke von Courbet, Delacroix und Millet, werden die verschiedenen Strömungen der Malerei des 19. Jahrhunderts vom Orientalismus über Historiendarstellungen bis hin zur Schule von Barbizon veranschaulicht. Die Gemälde werden dabei um einige Skulpturen aus der Sammlung Pescatore ergänzt.

Am Ende der Ausstellung erhält der Besucher einen Einblick in die Lebenswelt Pescatores. Neben der Ausstattung seiner Wohnsitze verfolgte der erfolgreiche Geschäftsmann auch andere kostspielige „Leidenschaften“ wie das Züchten von Orchideen und das Einrichten einer umfangreichen Bibliothek. Neben dem Repräsentationsbedürfnis stand für ihn aber auch der gemeinnützige Gedanke im Vordergrund, denn neben der Schaffung einer Stiftung vererbte er seine Kunstsammlung seiner Heimatstadt Luxemburg, wo ein Teil davon nun in neuem Licht gezeigt werden kann.

Mit Unterstützung von ING Luxembourg

Datum

18. November > 5. Mai 2012