Der Maler Petrus van Schendel ist einer der wichtigsten Vertreter der romantischen Schule in den Niederlanden. Diese erste Retrospektive zu seinem Werk, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Breda’s Museum, zeigt ca. 60 Gemälde sowie Zeichnungen, Skizzen, Schattenporträts und historische Objekte aus öffentlichen und vor allem privaten Sammlungen.
Van Schendel erblickt im Dorf Terheijden nahe der Stadt Breda das Licht der Welt, seine Eltern sind Landwirte und Händler. Bereits im Kindesalter zeigt sich sein Zeichentalent. 1822 geht er nach Antwerpen, wo er ein Studium an der Kunstakademie aufnimmt. In einem am Ende seiner Ausbildung 1828 öffentlich gezeigten Selbstporträt stellt er, inspiriert vom clair-obscur (Helldunkel) der Alten Meister, erstmalig seine besondere Fähigkeit der Darstellung nächtlicher, von Kerzen- oder Lampenlicht erleuchteter Szenen unter Beweis.
In der Folge integrierte van Schendel weitere künstliche oder natürliche Lichtquellen wie Öl- und Gaslampen, offenes Feuer, bengalisches Feuer, elektrisches Licht und den Mondschein in seine Kompositionen. Zu seinen Lebzeiten galt er als der Spezialist für die malerische Kombination verschiedenster Lichteffekte. Um 1830, mittlerweile in Amsterdam wohnhaft, malt van Schendel sein erstes Bild einer von Kerzenschein erleuchteten, nächtlichen Marktszene – eine romantische Erfindung des Künstlers, die keiner Realität entsprach, die ihm jedoch hohe Anerkennung sowohl in den Niederlanden als auch im Ausland einbrachte. In Geldschwierigkeiten steckend, zieht er 1832 mit seiner Frau nach Rotterdam um, wo er eine Anstellung als Zeichenlehrer findet. Er hat Erfolg als bürgerlicher Porträtist, doch malt er auch zahlreiche Nachtszenen mit Lichteffekten. 1838, nach ersten Ausstellungen im Ausland, lässt van Schendel sich in Den Haag nieder, wo er auf zusätzliche Kundschaft hofft.
Die Ausstellung beleuchtet noch einen anderen Aspekt der Persönlichkeit van Schendels, nämlich sein Erfindertum. Als Konstrukteur erhält er verschiedene Patente auf technische Innovationen in den Bereichen der Schifffahrt, Eisenbahn, Landwirtschaft, Zeichenkunst und sogar Luftfahrt, welche ab 1851 im Rahmen mehrerer Weltausstellungen präsentiert werden, ohne jedoch jemals eine praktische Umsetzung zu erfahren.
Während seiner Jahre in Den Haag setzt van Schendel sich auf dem internationalen Kunstmarkt durch und verkauft Gemälde an europäische Königshäuser. In den 1840er Jahren erhält er mehrere Auszeichnungen bei Ausstellungen und Salons, u.a. in Paris, Brüssel und Manchester. 1845 siedelt er nach Brüssel um. In seinem dortigen, im Stadtteil Schaerbeek gelegenen Atelier empfängt er viele Besucher, darunter Sammler, Mitglieder des Königshauses und wichtige Kunsthändler. Van Schendels großformatiges Meisterwerk von 1858, die Geburt Christi, zog eine große Zahl an Kunstliebhabern in sein Atelier und wurde anschließend mit großem Erfolg in England gezeigt.
Erfuhren die Arbeiten van Schendels unmittelbar nach seinem Tod 1870 plötzliche Missachtung seitens der an den neuen Strömungen in der Malerei interessierten Kunstliebhaber, so erfreuen sich seine Werke heute, in Zeiten der Wiederentdeckung der romantischen Kunst durch das Fach- und das allgemeine Publikum, wieder allergrößter Wertschätzung.