Das Bild des Künstlerateliers ist mit zahlreichen romantischen Vorstellungen verknüpft, die zu einem großen Teil auf das 19. Jahrhundert zurückgehen. Im Zuge der gesellschaftlichen und technischen Umbrüche des Industriezeitalters griffen Künstler bevorzugt auf Formen der Selbstdarstellung zurück, die ihr Schaffen als eine außergewöhnliche und zugleich gesellschaftlich relevante Tätigkeit erkennen ließen.

Hierbei bildeten sich zwei einander entgegengesetzte Typen heraus: zunächst der des erfolgreichen Malerfürsten, der seine reichen Kunden und Künstlerkollegen in einem phantasievoll ausstaffierten Atelier empfängt und später der des verarmten Bohémiens, der in seiner kargen Werkstatt sein Leben ganz der Kunst widmet.

Die Ausstellung Mythen des Ateliers untersucht anhand von Beispielen aus der niederländischen Malerei des 19. Jahrhunderts, wie sich diese teils heute noch verbreiteten Vorstellungen vom Künstler und seinem Atelier in der öffentlichen Wahrnehmung eingeprägt haben.

Anhand von Gemälden und Zeichnungen von Meistern wie George Hendrik Breitner, Isaac Israels, Jan Toorop und Barend Cornelis Koekkoek vermittelt sie eine lebhafte Vorstellung vom Arbeitsumfeld bedeutender niederländischer Künstler aus jener Zeit. Zudem gewährt sie einen Einblick in den Alltag künstlerischen Schaffens, der sowohl mithilfe historischer Arbeitsmaterialien und Utensilien als auch einer umfassenden Nachbildung des Ateliers des Historienmalers Christoffel Bisschop exemplarisch nachvollziehbar wird.

Ein besonderes Augenmerk gilt darüber hinaus den Frauen, die für einige dieser bekannten Maler Modell standen und die ihrerseits Anlass zu vielfältigen Mythenbildungen gaben. Neben mehreren Porträts von „Lieblingsmodellen“ bestimmter Maler wird auch das Arbeiten mit (Akt-)Modellen anschaulich dargelegt. Schließlich stellt die Ausstellung die technischen Entwicklungen in der Kunst jener Zeit in den Kontext der allgemeinen technischen Umwälzungen, von denen die Fotografie sicherlich den größten Einfluss auf die Malerei ausübte.

Bei dem noch immer vorherrschenden romantischen Bild des Künstlerateliers wird gerne übersehen, dass schon die so genannten „Alten Meister“ wie Rubens und Rembrandt ihr „Image“ geschäftstüchtig zu vermarkten wussten. Die Ausstellung Mythen des Ateliers leistet so gesehen auch einen Beitrag zur Aufklärung von überkommenen Klischees.

Eine Ausstellung des Teylers Museums, Haarlem (NL)

Datum

10. Juni > 10. Oktober 2011