„Pour Élise“ ist die ungewöhnliche Geschichte einer jungen Luxemburger Auswandererin und einfachen Hausangestellten, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts Zugang zur Pariser Kunstszene erhält und eine kleine Sammlung aufbaut, die sie später der Stadt Luxemburg vererbte. Die Ausstellung in der Villa Vauban stellt erstmalig sowohl das Leben Élises als auch ihre Sammlung in deren (kunst-)historische Kontexte.

Élise Hack, 1860 in Echternach geboren, verlässt wie viele ihrer Zeitgenossinnen ihr Heimatland im Alter von 20 Jahren, um als Hausmädchen in Paris zu arbeiten. Um 1880 findet sie eine Anstellung bei dem bekannten Kunsthistoriker und -kritiker sowie Generalinspektor der Künste Henry Havard (1838–1921). Sie bleibt bis zu seinem Tod bei ihm und stirbt 1933 in Paris. Henry Havard, bestens in der Kunstszene vernetzt und Jurymitglied bei zahlreichen Ausstellungen, war mit vielen Künstlern befreundet. Durch ihre Teilnahme am beruflichen sowie Privatleben Havards und dank seiner Unterstützung erhielt auch Élise Hack Zugang zur Pariser Kunstwelt. Widmungen auf mehreren ihr geschenkten Gemälden zeugen vom freundschaftlichen Verhältnis, welches sie zu verschiedenen Künstlern unterhielt. Bereits 1905 teilt Élise Hack dem Bürgermeister der Stadt Luxemburg mit, dass sie der städtischen Sammlung ein Ensemble aus über 30 Werken französischer Künstler vermachen wolle. 1922 schenkt sie der Stadt 16 Ölgemälde, 9 Aquarelle, 4 Zeichnungen, 13 Drucke und 4 Terrakotta-Skulpturen.

Die in dieser sehr persönlichen Sammlung vertretenen Künstler zählen sämtlich zur Kategorie der von den Autoren Gérald Schurr und Pierre Cabanne so genannten „Petits Maîtres de la peinture“. Der Ausdruck bezieht sich auf eine große Zahl französischer Maler, die zwischen 1820 und 1920 aktiv waren und, so Cabanne, „sich nicht um Anerkennung bemüht haben, keine finanziellen Interessen hatten und sich, das Diktat der Kunsthändler, das Urteil der Kritiker und die Unwägbarkeiten des Kunstmarktes ignorierend, für die Freiheit entschieden“. Zu ihren Lebzeiten gehörten diese Künstler zur akademischen Elite in Paris, stellten auf den Salons aus und erhielten zahlreiche öffentliche Aufträge.

Die in den Werken vorhandenen Genres und Themen sind vielfältig: Stillleben, Historiengemälde, Landschaften oder Kinderporträts. Unter den Künstlern sind hervorzuheben: die Landschaftsmaler Jean-Baptiste Olive (1848–1936) und Jean Laronze (1852–1937), der vom Bildungsministerium zum „offiziellen Schulmaler“ bestellte Jean-Jules-Henri Geoffroy (1853–1924) oder Félix Bracquemond (1833–1914) und Léopold Flameng (1831–1911), die als Pioniere der Wiederbelebung der französischen Radierkunst gelten. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung Gemälde aus dem Besitz Henry Havards, die sich heute im Musée des Ursulines in Mâcon befinden sowie, als Leihgaben diverser französischer Museen, eine Auswahl weiterer Arbeiten von in der Sammlung vertretenen Künstlern, die allesamt den künstlerischen Reichtum im Paris dieser Epoche unterstreichen.

Katalog
« Pour Élise ». La Collection Hack et l’art à Paris à la Belle Époque / Die Sammlung Hack und die Kunst in Paris während der Belle Époque, Luxemburg 2021, 188 Seiten, Abb. in Farbe, ISBN 978-2-919878-18-5, 20 €

Datum

3. Juli > 10. Oktober 2021