Tragisches Ende einer Kunstsammlung
Kurz nach dem Tod Wilhelms 1849 stellte sich heraus, dass die königliche Sammlung mit hohen Schulden belastet war. Der König hatte unmittelbar vor seinem Ableben einen geheimen Kredit über eine Million Gulden bei seinem Schwager, dem Zar Nikolaus I., aufgenommen. Die Gemäldesammlung diente dabei als Sicherheit. Prinz Frederik, Bruder des Verstorbenen, entschied sich für einen Verkauf der Sammlung. Die Versteigerung fand 1850 statt und zog europaweit wichtige Sammler, darunter der luxemburgisch-französische Bankier Jean-Pierre Pescatore, sowie verschiedene Museen an. Die größte Kunstsammlung der Niederlande wurde aufgelöst. Teile davon befinden sich heute in Museen auf der ganzen Welt.
Oranien und die Romanows
Ein weiterer Schwerpunkt der Schau ist das Königspaar Wilhelm und Anna. Durch die Heirat 1816 mit Anna Pawlowna bekam das Haus Oranien eine Verbindung zur russischen Dynastie der Romanows. Anna war die Tochter des Zaren Paul I. und Schwester seiner Nachfolger Alexander I. und Nikolaus I. Aus den königlich-niederländischen Sammlungen in Den Haag zeigt die Ausstellung Porträtgemälde, kostbare Hochzeitsgeschenke, zahlreiche kunstvolle Möbel aus verschiedenen königlichen Residenzen und reich verzierte private Gegenstände Wilhelms und Annas. Die junge Prinzessin und spätere Königin brachte einen prachtvollen Brautschatz mit und sorgte dafür, dass das calvinistisch geprägte Königtum etwas vom Glanz des Zarenhofes erhielt, was seinen Ausdruck in Form von opulenten Interieurs und einem „glamourösen“ Hofleben fand. Für die Kunstsammlung ließ Wilhelm II. auf dem Gelände seines Palastes Kneuterdijk in Den Haag ein neogotisches Hallengebäude nach eigenen Entwürfen errichten.
Die Ausstellung „Königliche Sammellust“ bietet dem Besucher faszinierende Einblicke in Leben und Leidenschaften eines europäischen Fürstenpaares des 19. Jahrhunderts, welches nicht zuletzt durch sein Engagement für die Kunst weit über die Grenzen seines Herrschaftsbereiches hinaus Spuren hinterlassen hat.
Ausstellungskatalog: Une Passion royale pour l’art : Guillaume II des Pays-Bas et Anna Pavlovna, sous la dir. de Sander Paarlberg et Henk Slechte, Zwolle (WBOOKS) 2014, 335 p., ill. en coul., 29,95 €
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Staatlichen Museum Eremitage in Sankt Petersburg, dem Dordrechts Museum, den Königlichen Sammlungen der Niederlande in Den Haag und der Villa Vauban – Kunstmuseum der Stadt Luxemburg.